Gedenkveranstaltung Reichspogromnacht

C. Belzer

21. November 2024

„Antisemitismus - Intoleranz - Rassismus“

Ein außerordentlich berührender Abend am 19.11.24, der es in sich hatte. In Zusammenarbeit mit der Bundestagsabgeordneten Gabriela Heinrich war unser Ortsverein Gastgeber dieser Veranstaltung in der Grundschule Hannberg. Ortsvereinsvorsitzende Christiane Brenner konnte zahlreiche Gäste begrüßen, insbesondere die Referentin MdB Gabriela Heinrich sowie die Podiumsteilnehmer Dr. Elske Preuß, Diana Liberova, Joachim Adamszewski und Oliver Schürrle. Gabriela Heinrich ist Vorsitzende der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe und als stv. Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion u.a. verantwortlich für den Bereich Menschenrechte. Dr. Elske Preuß war 17 Jahre lang Bürgermeisterin und Sozialreferentin in Erlangen, jetzt tätig in der Erlanger Volkshochschule. Dort organisiert sie Bildungsangebote zur Geschichte des Nationalsozialismus und das jüdische Leben in Erlangen; zudem ist sie Gründungsmitglied der Allianz gegen Rechtsextremismus. Diana Liberova ist SPD-Stadträtin und Pädagogin in Nürnberg, Mutter von drei Kindern, Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Nürnberg-Hadera, Mitglied im Bayerischen Integrationsrat und gehört als Jüdin der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg an. Musikpädagoge, Chorleiter und Komponist Joachim Adamczewski unterrichtete seit 1995 am Musischen Christian-Ernst-Gymnasium in Erlangen, leitete zahlreiche Chöre, aktuell den Chor VOCANTA. Für seine Verdienste um das kulturelle Leben erhielt er 2013 den Ehrenbrief der Stadt Erlangen. Oliver Schürrle ist evangelischer Pfarrer in Herzogenaurach und hat gemeinsam mit seiner Frau Carola eine lebensbegleitende "Servicestelle für Taufe, Trauung, Bestattung" inne. Zu Beginn des Abends hielt MdB Gabriela Heinrich einen Impulsvortrag mit dem Schwerpunkt Antisemitismus. Konkrete Beispiele aus ihrer Tätigkeit und zahlreichen Engagements verdeutlichten die aktuell gesellschaftlichen Missstände, die ihr massiv begegnen. Was wir dagegen schon tun und weiterhin dringend tun müssen, war zentrales Thema in der anschließenden Podiumsrunde. Hier moderierte die Referentin sehr abwechslungsreich und einfühlsam die verschiedenen, breitgefächerten Antworten auf ihre Fragen zu persönlichen Erlebnissen, Sichtweisen, Projekten und Wünschen. Von enger Kooperation mit der jüdischen Gemeinde und dem ständigen, oft unerträglichen Ringen um (Polizei)Schutz berichtete Dr. Preuß. Für die Zukunft wünscht sie sich mehr Kooperationsprojekte und Teilnahme an Angeboten der Erwachsenenbildung. Die tägliche Unsicherheit mit und Erklärungsnot gegenüber den eigenen Kindern und sehr widersprüchliche Situationen schilderte Liberova höchst eindringlich und möchte mehr Aufklärung und Ausbildung in und für Schulen und insgesamt weniger Resignation. Von einem der Hauptmerkmale der Musik, dem Brückenschlagen, erzählte Chorleiter Adamszewski und betonte die Bedeutung von Chorreisen in fremde Länder und von Austauschprogrammen, was in hohem Maße Toleranz fördere; er schloss mit einer Kernaufgabe der Musik, im gemeinsamen Erleben Hoffnung zu schaffen. Schließlich forderte Pfarrer Schürrle klare Kante und Positionierung und stellte fest, das Konfrontation schon auch wichtig sei. Leider werde die Furcht vor Fremdem oft nur unterschwellig geäußert. Mit der Forderung, Fremde bei sich aufzunehmen, ist und bleibt Kirche politisch. Gerade deshalb ist es Pflicht, immer gesprächsbereit zu sein und wie er sagte: „Alle sind aufgefordert, bei jeder Gelegenheit Flagge zu zeigen.“ Außerdem muss Kirche lernen, mit Tabubrüchen umzugehen, die nun Teil des neuen Politikstils geworden seien, Trump sei dafür nur ein Beispiel. Zwei Musiker des Trios „Swinging Klezmen“, Simon Steinberger (Gitarre) und Sebastian Geyer (Klarinette), umrahmten wohltuend den sehr intensiven Abend. Wir bedanken uns für die Zusammenarbeit mit der Flüchtlingshilfe Heßdorf e.V. Und die Unterstützung durch die Sparkasse Erlangen.

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