Ende September hat sich der Ortsverein der SPD in Heßdorf zu der traditionell gewordenen Städtereise aufgemacht. Diesmal ging es zu den "Urorten" der SPD, nämlich nach Eisenach und Gotha. Zu der Frühgeschichte der Sozialdemokratie Deutschlands gibt es zwei Gedenkstätten. Im GOLDENEN LÖWE in Eisenach - in der Mitte Deutschlands und an einer Eisenbahnlinie gelegen - fanden sich im August 1869 insgesamt 268 Delegierte ein und haben unter Vorsitz von August Bebel und Wilhelm Liebknecht die SDAP gegründet, ein Vorläufer unserer heutigen Partei. Eine außerordentlich gut gestaltete Ausstellung sowie ein Vortrag zu diesem Thema vermittelte uns eindrucksvoll die schwierigen Anfänge in dieser zerrissenen Zeit.
Unsere Gruppe besuchte desweiteren die Gedenkstätte in Gotha, wo im TIVOLI im Jahre 1875 der Gothaer Vereinigungsprozess des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und der SDAP stattfand. Der Programmentwurf der nunmehr Sozialistische Arbeitspartei Deutschlands genannte Partei war insbesondere von Marx heftig kritisiert worden, wurde aber dann aber doch einstimmig angenommen. Auch hierzu konnte die Gruppe ausgiebig Dokumente, Plakate, alte Fotos und Programmentwürfe betrachten. Wenn man sieht, wie hart damals Grundrechte für alle Menschen - insbesondere für die Arbeiter - Grundlagen der modernen Gesellschaft erkämpft wurden, ist nicht zu verstehen, wie selbstverständlich, fast gleichgültig heute unsere freiheitliche, demokratische und gleichberechtigte Lebensweise wahrgenommen wird.
Auf dem Programm stand aber auch eine Stadtführung durch Eisenach, das sich bei herrlichem Spätsommerwetter besonders schön präsentierte. Im Bachmuseum wurde auf mehreren historischen Instrumenten wie z.B. Spinett und Cembalo Kompositionen von Bach vorgetragen, bevor wir uns in seinem Geburtshaus über sein wirkungsvolles Leben informieren konnten.
Eisenach ist bekannt als Lutherstadt, die 2017 "500 Jahre Luther" feiern wird. Und so war das Luther bereits heute komplett renoviert und die Ausstellung, insbesondere über seine geniale Arbeit bei der Bibelübersetzung, auf den neuesten Stand gebracht.
Der Sonntagmorgen begann mit einer Fahrt durch ein sehr großes Villenviertel mit stattlichen Häusern aus dem 19. und 20. Jahrhundert zum Burschenschaftsdenkmal. Dies wurde errichtet zum Andenken an die akademische Jugend, die in den antinapoleonischen Kriegen für Freiheit, demokratische Rechte und Einheit gekämpft und gestorben war. Von der Göpelskuppe hatten wir einen grandiosen Blick auf die gegenüberliegende Wartburg.
Die war unser nächstes Ziel. Auch hier hat sich das kommende "Lutherjahr" bemerkbar gemacht, was an der Führung durch den Palas in neu ausgestatteten Räumen, wie z.B. der alten Bibliothek, zu sehen war. Unsere Gruppe war beeindruckt von der Wirkungsstätte der heiligen Elisabeth (sie lebte im 13. Jahrhundert) aber auch von der Lutherstube und der Darstellung der Übersetzungsarbeit der Bibel durch Martin Luther im Jahre 1522.
Bevor wir abreisten, entdeckten wir in einem Innenhof noch Margot Käßmann, die ehemalige EKD-Vorsitzende, die sich zu einer Luther-Veranstaltung auf der Wartburg aufhielt.
Voll der interessanten Eindrücke und Informationen begaben wir uns - erneut bei strahlendem Sonnenschein - auf die Heimreise durch den Thüringer Wald nach Franken mit der Überzeugung "Reisen bildet" und macht Spaß.